Spielen mit der Katze - Spieltechniken


Der Jagdtrieb dient dem Beutefang. In der Natur ist die Katze immer auf der Suche nach Beute, da so ein Mäuschen nicht wirklich lange satt macht und die nächste Gelegenheit sich vielleicht erst nach Stunden bietet.

Außer Schlafen, Ruhen und Beobachten ist daher der Beutefang für die Katze essentiell und nimmt einen großen Teil des Tages bzw. der Nacht ein. Alle zum Beutefang gehörenden Einzelhandlungen sind angeboren, also tief in den Genen verankert.

Die Handlungen sind:

  •  Belauern und Anschleichen, Fangen und Ergreifen, Töten und Verzehr der Beute.

Die Katze ist ein Ansitzjäger: Sie kann stundenlang konzentriert vor einem Mauseloch sitzen und auf den Moment warten, in dem die Maus unaufmerksam ist. Weite Distanzen liegen ihr nicht, aber auf kurzen Distanzen kann sie sehr schnell sein.

Die Katze jagt auf zweierlei Arten: Das Sitzen und Lauern vor dem Mauseloch und das aufmerksame durchs Revierstreifen, auf der Suche nach leisem Rascheln, das den Jagdtrieb auslöst: Die Katze erstarrt in geduckter Haltung, versucht in Deckung sich unbemerkt möglichst nah an die Beute heranzuschleichen und diese dann mit einem überraschendem Sprung zu überwältigen und zu töten.

 

 Der Spieltrieb

Beim Spielen werden Muskeln, Sehnen und Knochen trainiert, um die Bewegungsabläufe möglichst erfolgreich einsetzen zu können. Junge Katzen spielen wesentlich mehr als erwachsene Tiere, um Sicherheit in der Koordination und den Bewegungsabläufen zu bekommen. Spielt eine Katze nicht und hat auch keinen Freigang, bei dem sie ihr Beutefangverhalten ausleben kann, verkümmert der Antrieb immer mehr. Wird er aber wach gehalten oder wird er wieder erweckt – auch das geht in kleinen Schrittchen – bleibt der Spaß am Spiel bis ins hohe Alter bestehen.

 

Das Jagen in der Wohnung

Warum ist nun das Spielen gerade für Wohnungskatzen so wichtig? Katzen mit Freigang suchen sich ihre Beschäftigung draußen: überall sind Düfte, Geräusche und neue Eindrücke. Auch das Jagdverhalten kann voll ausgelebt werden. Wohnungskatzen haben diese Möglichkeit nicht, haben aber trotzdem dasselbe Bedürfnis, ihrer aufgestauten Energie freien Lauf zu lassen. Daher ist das Spielen mit der Katze ein Muss, da es sie fit und bei guter Laune hält.

 

Sozialpartner Mensch

Egal, ob Einzel- oder Mehrkatzenhaushalt: Die Beziehung zum Menschen ist der Katze – und ganz besonders der Wohnungskatze – wichtig. Denn der Mensch ist gerade so viel Artgenosse, dass er alles bieten kann, was Katzen zueinander zieht, aber zu wenig, um Abwehr, Rivalität und Angriff auszulösen. Mit etwas Einfühlungsvermögen und auch Füttern und Streicheln kann es zwischen Mensch und Katze zu einer tiefen Bindung kommen.

 

Was hat das jetzt mit Spielen zu tun?

Interaktives Spiel – das Spiel des Menschen mit der Katze – ist für die Katze sehr wichtig und vertieft die Bindung zum Menschen. Auch können bestimmte Spiele, nämlich der simulierte Beutefang, nicht mit einer Mitkatze gespielt werden. Katzen untereinander jagen und raufen. Aber das Beutefangverhalten können sie nur mit dem Menschen zusammen erleben. Dazu muss der Mensch die Beute simulieren, egal wie viele Katzen im Haushalt leben.

Ganz besonders toll finden es Katzen übrigens, wenn sich der Mensch zum Spielen auf den Boden setzt, denn dann ist der Mensch auf Augenhöhe der Katze.

 

Wann spielen und wie oft?

Es kommt darauf an. Generell sollte der Tagesablauf von Katzen strukturiert sein. Das heißt, bestimmte Rituale sollten sich täglich wiederholen und möglichst zu immer den gleichen Zeiten.

Zu den Ritualen zählen z.B. Essen, Spielen, Schlafen, Kuscheln. Clickertraining könnte auch als Ritual installiert werden.

Je nach Alter, Agilität und dem Spielbedürfnis der Katze, sind ein bis mehrere Spieleinheiten pro Tag sinnvoll. Lieber öfter kurz als einmal lang spielen.

Dann kommt es natürlich drauf an, wie sich das in den Alltag integrieren lässt:

Wenn der Halter den ganzen Tag außer Haus ist, um die Mäuschen zu verdienen, sollte der Katze klar sein, dass das lange Warten sich lohnt. Denn kommt der Mensch nach Hause, finden tolle Sachen statt: Fressen, Spielen, Schmusen. Alles Dinge, auf die die Katze den Tag über verzichten musste. Damit der Katze klar wird, dass sich das lange Warten lohnt, sollten diese Dinge natürlich auch täglich stattfinden.

Eine Möglichkeit für spielbedürftige Katzen wäre wochentags morgens und abends zu spielen und am Wochenende über den Tag verteilt, wie es sich ergibt oder auch Spielangebote der Katzen aufzugreifen.

 

Katzenangel

Angeln

Angeln können im Laden teuer, manchmal auch etwas billiger erworben werden. Sie können aber auch selbst hergestellt werden: An einem Stöckchen (ca. 1 m) eine Schnur befestigen und entweder unten ein paar Knoten knoten oder etwas Zeitungspapier anbinden, oder Alukügelchen oder den Nippel von der Milchflasche. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Das Zeitungspapier simuliert die Beute, die der Mensch führt. Niemals springt die Beute auf den Jäger zu oder gar an. Beute rennt immer weg. Sie bewegt sich wie eine Maus, die von ihrem Häscher nichts ahnt: Sie geht ein paar Schritte, verharrt, geht wieder, bleibt stehen. Raschelt auf derselben Stelle, die möglichst für die Katze nicht einsehbar ist.

Zum Spielen mit der Katze kann man auch ein paar temporäre Änderungen vornehmen: z.B. einen Wäschehaufen ins Zimmer legen oder ein paar Kartons aufstellen, die nach dem Spiel wieder entfernt werden. Dahinter kann die Katze prima lauern. Denn bereits das Belauern und Anschleichen erfordert hohe Konzentration, beschäftigt die Katze und lastet sie aus.

Auch das Fangen ist wichtig: Die Katze muss nicht jedesmal die Beute schlagen, aber möglichst oft. Denn erst dann kann sich die aufgebaute Anspannung entladen. Auch wird sie ansonsten den Spaß am Spiel verlieren. Ist die Katze „in Fahrt gekommen“, kann man auch gerne schnellere Spiele spielen: Die Maus weiß, dass der Jäger hinter ihr her ist und rennt um ihr Leben. Es ist wichtig für das Wohlbefinden der Katze, dass sie sich abreagieren kann und sie durch körperliche und geistige Anstrengung müde wird – und nicht durch Langeweile.

 

Laserpointer

Der Mensch lässt den roten Punkt durch die Wohnung flitzen, die Katze jagt hinterher. Doch der Laserpointer als vielgepriesenes Spielzeug stellt für das Auge eine echte Verletzungsgefahr dar: Zum einen besteht leicht die Gefahr, dass der Laserpointer ins Auge der Katze trifft und dieses bleibend verletzt. Auch durch Reflektion kann der Laserstrahl auf das Auge umgelenkt werden. Sicherzustellen, dass die Katze beim wilden und schnellen Spiel nicht vom Strahl ins Auge getroffen wird, ist daher schwierig. Zum anderen kann die Katze hier nie Erfolg haben. Sie kann, obwohl sie mit der Pfote auf dem Punkt steht, niemals die Beute fangen. Daher ist es bei diesem Spiel ungemein wichtig, nach ein oder zwei Fangversuchen den Laserpunkt auf ein vorher hingelegtes Leckerchen zu richten, damit die Katze so ihre Beute vernichten kann. Und wer trotz Verletzungsgefahr nicht auf den Laserpointer verzichten möchte, muss dem Lichtstrahl während des Spiels genauso viel Aufmerksamkeit schenken, wie der Katze.

 

Mauseloch

Der Miez ein Mauseloch basteln: Dazu ein Plastikschüsselchen mit Deckel nehmen. Den Deckel abnehmen und ein Loch in den Rand der Schüssel schneiden. Die Katze muss bequem mit der Pfote durchpassen. Vorsicht wegen scharfen Kanten. Evtl. noch nachschmirgeln oder die Kanten mit Knete o.ä. absichern. Deckel aufsetzen. Der Deckel stellt den Boden dar. Leckerchen reintun und die Katze den Rest erledigen lassen. Das funktioniert auch mit einem Karton, der ebenfalls mit einigen Löchern ausgestattet wird und Leckerchen enthält.

 

Wasserspiele

Ein großer Spaß für alle Beteiligten – vor allem im Sommer:

Eine große Schüssel voll Wasser füllen. Die Aluschälchen von Teelichtern nehmen und ein Leckerchen reinsetzen. Aluschälchen aufs Wasser setzen und der Katze beim Angeln zuschauen. Erfahrungsgemäß geht es dabei etwas feuchter zu, daher sollte der Untergrund wasserfest sein. Dabei überwinden auch wasserscheue Katzen ihre Hemmungen vor dem Nass.

 Katze Karton

Raschelkarton

Der Karton sollte so groß sein, dass die Katze bequem drin stehen kann und möglichst noch ein, zwei Schritte gehen kann. Ein Umzugskarton wäre gut. Der wird wahlweise und / oder gefüllt mit:

Zeitungsschnipseln, Tischtennisbällen, Papierschlangen von Silvester, trockenes Herbstlaub. Darin wieder ein paar Leckerchen verstecken.

 

Karton als Katzenhaus

Katzen lieben Kartons: sie fühlen sich darin sicher und geborgen, können alles sehen ohne selbst gesehen zu werden.

Karton nehmen, Löcher reinschneiden und umgedreht auf den Boden legen. Fertig ist das Katzenhaus. Alte Decke rein oder bei kleinen Katzen was zum Rascheln.

 

Spieltunnel

Den kann man entweder mit einem langen Karton selber machen und ein paar Löcher reinschneiden zum Raus- und Reinspringen. Mit diesem und auch mit anderen Kartons kann der Mensch mit z.B. einer Feder (es sollte etwas Schmales, Festes sein) langsam und leise von außen am Karton entlang streichen, während die Katze im Karton sitzt. Da kann keine Katze widerstehen!

Oder man kann für ein paar Euro den allseits beliebten Rascheltunnel auch fertig kaufen. Sportliche Katzen springen mit einem Satz durch den Tunnel, um die sich am anderen Ende bewegende Beute zu erhaschen.

 

Handtuch

Ein Handtuch, ein Halstuch oder Zeitungspapier auf dem Boden ausbreiten. Dann mit einem langen Faden oder einer langen Pfauenfeder langsam, mit Pausen und unregelmäßig, den Faden /Feder darunter entlangziehen. Es funktioniert auch mit dickeren Materialien, einfach mal ausprobieren, was der Katze so gefällt. Am besten funktioniert es, wenn es etwas dabei raschelt.

 

Baldrian und Katzenminzekissen

Beides sind Kräuter, deren Wurzel einen betörenden Duft für unsere Katzen beinhaltet. Der Duft entspricht dem Sexualduftstoff der Katzen und löst einen Rausch aus. Katzen mit z.B. einem Baldriankissen können dieses nonstop benagen, kicken, umarmen und ablecken. Sie steigern sich dabei in eine Art Rausch, der aber im Gegensatz zu Alkohol und Co. keine Nebenwirkungen hat.

Nach dem Gebrauch sollte das Kissen weggeräumt werden, damit sich der Duft wieder verflüchtigen kann.

 

Wurfspiele

Manche Katzen mögen sie, aber nicht alle. Manche werfen sich mit Begeisterung und vollem Körpereinsatz einem geworfenen Bällchen oder Plüschmaus hinterher, manche wenden sich sich desinteressiert ab.

 

 

Futterspiele

Futterspiele setzen voraus, dass die Katze auch Interesse am Futter hat. Hat sie den ganzen Tag Futter zur Verfügung und hat keinen Hunger, wird sie Futterspiele nicht sehr spannend finden.

Verstecken: Selten verändert sich die Wohnung, meist ist alles gleich und für die Katze daher reizarm. Mit vorzugsweise Trockenfutter oder gefriergetrocknetem Futter kann das Erkundungsverhalten der Katze angeregt werden. Dafür werden Futterstückchen „versteckt“ bzw. verteilt, also an verschiedenen Stellen in der Wohnung gelegt, z.B. ins Bücherregal, auf den Kratzbaum, auf den Schrank, auf die Couch und generell an alle die Orte, wo die Katze sich auch vorzugsweise aufhalten soll. Bestimmte Stellen, wie z.b. das Körbchen oder der Kratzbaum, können so auch interessanter gestaltet werden.

Rennen und Fangen: Der Katze Futterstückchen zuwerfen, die sie fängt oder einen langen Raum oder Flur wählen und dort die Futterstückchen werfen. Die Katze rennt den Stücken hinterher und kann sie anschließend „erlegen“.

Fummelbretter: Auch diese gibt es zu kaufen, aber die selbstgebastelten sind doch die Schönsten. Als Materialien können Klopapierrollen, Eierkartons, Haushaltspapierrollen, kleine Joghurtbecher und vieles mehr herhalten. Diese einfach auf einem Brett aufkleben und mit Futter befüllen. Angeregt werden dabei Tastsinn und die Intelligenz kommt zum Einsatz. Anregungen zum Bau von Fummelbrettern gibt es z.B. hier

Futterball: Gibt es zu kaufen, aber er kann auch selbst hergestellt werden. Eine Papprolle (Küchenpapier) nehmen, Löcher hineinschneiden, Leckerchen reintun und die Enden locker mit Zeitungspapier zustopfen. Die Katze muss versuchen, durch Herausziehen des Papiers an das Futter zu kommen, dass sie durch die Löcher riechen kann.

Dies sind nur einige Anregungen, wie das Leben von Katzen in der Wohnung interessanter gestaltet werden kann. Sicher sind noch zahlreiche andere Spiele möglich, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

 

Spielzeug

Angeln, Bälle usw. sollten nach dem Spielen weggeräumt werden, damit sie nicht so schnell ihren Reiz verlieren. Ganz besonders wichtig ist das bei jungen Katzen, die sich beim Wälzen in den Schnüren verheddern und erwürgen können. Wichtig ist auch, das Spielzeug pro Spieleinheit zu wechseln. Morgens z.B. die Angel mit dem Fellstreifen nehmen und abends die Angel mit den Federn.

Ganz besonders Angeln sollten auch wochenlang nicht in Gebrauch kommen und eine Weile im Schrank eingeschlossen werden, da diese die Katzen sonst langweilt. Hier ist wirklich Abwechslung gefragt. Kommt die weggesperrte Angel nach ein paar Wochen wieder zum Einsatz, ist es, als wäre sie neu.

 zum Inhaltsverzeichnis des Ratgebers Katze