Kastration von Katzen


 Mit Erreichen der Geschlechtsreife werden Kätzinnen rollig. Das macht sich durch vermehrtes Maunzen, das Suchen nach Körperkontakt, verstärktes Schmusen und Rufen bemerkbar.

Gerne wird auch der Hintern nach oben gereckt und die Katze rollt sich. Nicht alle Punkte müssen auftreten, je nach Katze kann die Rolligkeit mehr oder weniger ausgeprägt sein. In dieser Zeit fressen Katzen auch weniger und einige werden unsauber. Eine normale Rolligkeit dauert 5-7 Tage. Bis die nächste Rolligkeit auftritt vergehen ca. 2-3 Wochen.

Die Dauerrolligkeit

 Katzen bekommen nicht wie die meisten anderen Säugetiere in regelmäßigen Zyklen einen Eisprung, sondern der Eisprung erfolgt bei der Katze in der Regel durch den Deckakt. Findet dieser während der Rolligkeit nicht statt, versucht sich die Natur „zu helfen“, indem die nächste Rolligkeit in einem kürzeren Abstand wieder auftritt. Bleibt der Deckakt wieder aus, kann sich der Abstand der Rolligkeit immer mehr verkürzen, bis die Katze in den Zustand der Dauerrolligkeit kommen kann.

 Das bedeutet für die Mitbewohner und Nachbarn eine Nervenprobe, für die Katze eine große Belastung: Denn sie genießt diesen Zustand nicht, möchte sie doch gedeckt werden. Ihr Bedürfnis kann nicht befriedigt werden. Noch erheblicher sind die gesundheitlichen Folgen: Die während der Rolligkeit gebildeten Follikel bilden sich oft nicht vollständig zurück. Das führt häufig zu Eierstockzysten und zu Erkrankungen der Gebärmutter. Weitere Nebenwirkungen können eine starke Abmagerung der Katze sein, die durch die Fressunlust entsteht, das Risiko des Harnmarkierens und erschwerter Harnabsatz durch Zysten.

Die Katzenpille

Die Katzenpille unterdrückt zuverlässig die Rolligkeit, sofern die Pille regelmäßig gegeben wird. Allerdings hat die Pille besonders bei einer langfristigen Einnahme unerwünschte Nebenwirkungen, wie z.B. Gebärmutterentzündung. Daher ist die dauerhafte Einnahme nicht zu empfehlen.

Wozu wird überhaupt kastriert?

  • In erster Linie soll die Katze unfruchtbar gemacht werden. Außerdem
  • soll nicht mit übelriechendem Urin markiert werden (Kater)
  • sollen keine Rangordnungskämpfe stattfinden (Kater)
  • sollen bei Kätzinnen Brustkrebs, Gebärmuttervereiterung und hormonbedingte Knochenmarksschäden vermieden werden
  • sollen hormonell bedingte Kämpfe verhindert werden und damit eine Infektion mit unheilbaren Immunschwächekrankheiten wie FeLV (Leukämie), FIV (Katzenaids) und FIP (Brust- und Bauchfellwassersucht).

Kastration oder Sterilisation?

Bei einer Kastration werden beim Kater die Hoden entfernt, bei der Kätzin mindestens die Eierstöcke, manchmal auch die Gebärmutter. Bei beiden Geschlechtern werden durch die Kastration keine Hormone mehr produziert und das Tier wird unfruchtbar.

Eine Sterilisation beim Kater bedeutet, dass die Samenleiter durchtrennt werden. Bei der Kätzin werden die Eileiter durchtrennt. Der Hoden bzw. die Eierstöcke und Gebärmutter bleiben aber an Ort und Stelle. In beiden Fällen wird das Tier unfruchtbar, allerdings werden bei der Sterilisation weiterhin Hormone produziert.

Was passiert, wenn weiterhin Hormone produziert werden?

Die Zeichen der Geschlechtsreife bleiben bestehen: Bei der Kätzin ist das die Rolligkeit, beim Kater das Harnspritzen. Unkastrierte Tiere sind wesentlich territorialer und weniger bereit, mit Artgenossen zusammenzuleben. Unkastrierte Kater haben außerdem sehr große Reviere, da sie auf die Suche nach einem paarugsbereiten Weibchen gehen müssen. Die Suche kann viel Zeit in Anspruch nehmen und bedeutet für den Kater Streß und ein erhöhtes Gesundheitsrisiko, da er weite Strecken zurücklegen und Territorialkämpfe mit anderen potenten Katern ausfechten muss.

Durch die Sterilisation wird also dafür gesorgt, dass es nicht zur unkontrollierten Fortpflanzung kommt, bei der Kastration steht zusätzlich die Gesundheit und das Wohlergehen der Katze im Vordergrund. Durch die Kastration erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf ein langes und glückliches Katzenleben. Die Sterilisation ist heute eher unüblich, auch wenn sich im Sprachgebrauch die Sterilisation mit der Kätzin und die Kastration mit dem Kater eingebürgert hat. Tatsächlich sollten beide, Kater und Kätzin, kastriert werden.

Wann sollte kastriert werden?

Nach dem heutigen Forschungsstand sollte noch vor der Geschlechtsreife kastriert werden, da es am risiko- und stressfreiesten für alle Beteiligten ist. Generell kann die Geschlechtsreife zwischen 4 und 9 Monaten eintreten, wobei Kätzinnen früher geschlechtsreif werden als Kater. Im Durchschnitt wird die Geschlechtsreife zwischen dem 6. und dem 9. Monat erreicht. Wer seiner unkastrierten Jungkatze Freigang gewährt, geht das Risiko der unkontrollierten Fortpflanzung ein. Das gilt für männliche und weibliche Tiere.

Auch rassebedingt gibt es Unterschiede: zum Beispiel gelten Perser und Main Coon als Spätentwickler, während orientalische Rasse wie Siamkatzen als frühreif gelten.

Allerspätestens sollte eine Woche nach der ersten Rolligkeit kastriert werden.

 

Mythen

Kastration ist gegen die Natur

Katzen zu kastrieren ist tatsächlich nicht natürlich. Würden die Katzen wild leben, wäre eine natürliche Bestandsregulierung kein Problem. So aber leben die Katzen in unserer Obhut, insofern kann eine natürliche Bestandsregulierung nicht mehr stattfinden.

Kastrierte Katzen hören auf zu wachsen

Dies ist eines der hartnäckigsten und am weitesten verbreiteten Gerüchte. Angeblich müssen Katzen einmal geworfen haben und Kater sollten einmal gedeckt haben, damit sie den typisch breiten Katerkopf bekommen. Das sind jedoch Merkmale, die genetisch bedingt sind und nichts mit den Sexualhormonen zu tun haben. Bei zierlichen Tieren kann auch Mangelernährung oder Krankheit in der Kindheit der Grund für die Körperstatur sein.

Kastrierte Katzen fangen keine Mäuse mehr

Dieses Argument ist besonders in ländlichen Gebieten beliebt, wo Katzen in erster Linie wegen der Mäusejagd gehalten werden. Aber auch eine kastrierte Katze fängt hervorragend Mäuse, eventuell besser als eine unkastrierte. Denn der Jagdtrieb hat mit dem Geschlechtstrieb nichts zu tun und eine unkastrierte Katze hat in erster Linie die Fortpflanzung im Sinn. Wenn sie trächtig ist, wird sie weniger schnell sein und Mäuse weniger zuverlässig fangen. Wenn ihre Jungen auf der Welt sind, wird sie sich häufiger um sie als um die Mäuse kümmern. Insofern fangen eher unkastrierte Katzen keine Mäuse mehr.

Katzen sollen Spaß haben

Unkastrierte Tiere haben in erster Linie den Erhalt ihrer Art und damit die Fortpflanzung im Sinn. Kätzinnen fressen in der Zeit ihrer Rolligkeit sehr wenig und haben am Deckakt selber keinen Spaß. Denn der Penis des Katers ist mit Hornstacheln besetzt, was der Katze beim Herausziehen Schmerzen bereitet und gleichzeitig den Eisprung auslöst. Der Akt selber dauert auch nur wenige Sekunden. Alles in allem haben Kater und Kätzin in erster Linier Stress, um zur Paarung zu kommen.

Kinder sollen lernen: Geburt und Aufzucht junger Kätzchen

Wenn die Kinder die Geburt und die Aufzucht junger Katzen erleben sollen und möchten, ist das durchaus möglich, trotzdem die eigene Katze kastriert ist. Tierschutzvereine sind immer dankbar, wenn sich ein Haushalt als Pflegestelle für ein Tier anbietet. Besonders für trächtige Tiere ist eine Pflegestelle sehr viel wert, weil die Katze dort wesentlich mehr Ruhe hat als im Tierheim. So können die Kinder eine Geburt erleben und mit den jungen Katzen spielen, bis mit frühestens 12 Wochen vermittelt werden.

Eine kastrierte Katze wird dick

Ebenfalls ein Vorurteil ist die angebliche Gewichtszunahme aufgrund fehlender Sexualhormone. Meist hängt die Gewichtszunahme jedoch mit der Ernährung zusammen. Besonders Wohnungskatzen, die den Tag über alleine sind, fressen gerne aus Langeweile. Ebenso neigen kastrierte Kater dazu mehr zu fressen. In beiden Fällen sollte das aber mit einer geregelten und maßvollen Fütterung kein Problem sein. Und es liegt an uns, inwieweit wir unserer Katze tägliche Bewegung durch Spiel, einer Partnerkatze und/oder Freigang ermöglichen.

Kastration ist grausam

Zugegeben: Die Katze wird narkotisiert und ja, sie wird nachher Schmerzen haben. Verglichen mit den Strapazen der Partnersuche, der Revierkämpfe, des Risikos sich mit lebensgefährlichen Infektionskrankheiten anzustecken, unzähligen Rolligkeiten, Trächtigkeit und Geschlechtskrankheiten ist die Kastration ein kleiner Eingriff, der der Katze ein sicheres und entspannteres Leben ermöglicht.

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