Einzug einer neuen Katze in einen Mehrkatzenhaushalt
Wenn eine neue Katze in einen Haushalt aufgenommen werden soll, in dem schon eine oder mehr Katzen leben, sollten einige Dinge dringend berücksichtigt werden.
Das, was man auf keinen Fall machen sollte ist, die Transportbox mit dem neuen Mitbewohner den anderen Katzen vor die Nase zu stellen, die Box öffnen und den Neuankömmling hinauszulassen.
Die neu ankommende Katze befindet sich nämlich gerade im Ausnahmezustand, ihr Stresslevel ist enorm hoch:
Sie wurde aus dem heimischen Revier, ihrem sicheren Zuhause gerissen, der Transport hat ihr Angst gemacht, die Autofahrt, die Geräuschkulisse und die fremden Gerüche haben sie verunsichert und sie verschreckt.
Und dann soll sie den neuen und fremden Katzen gegenüber in deren eigenem Revier, dass für sie völlig unbekannt ist, souverän auftreten?
Das ist doch ein bisschen zuviel verlangt. Die wahrscheinlichste Reaktion des Neuankömmlings ist Abwehr: Fauchen, Knurren, aufgestelltes Fell. Mit anderen Worten: Angst durch völlige Überforderung.
Und wie reagieren darauf die heimischen Katzen?
In den meisten Fällen sind auch die heimischen Katzen mit dem Neuzugang überfordert. Zum einen dringt die Neue in ihr Revier ein, zum anderen sehen sie deren Angstreaktion und reagieren darauf in den allermeisten Fällen mit Aggression.
Ruckzuck hat man kreischende, ineinander verbissene Katzen oder im besten Fall eine Katze, die angstvoll unterm Bett sitzt und sich dort nicht mehr raus getraut.
Dabei wollten wir doch nur das Beste für unsere Katzen! Meistens wird eine neue Katze dazugeholt, um der heimischen Katze Gesellschaft zu leisten. Am liebsten wäre es uns, wenn alle miteinander Freunde werden, spielen und kuscheln würden und das Zusammenleben aller harmonisch ist.
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass es bei Katzen eine Rangordnung gibt und dass diese unter den Katzen ausdiskutiert werden muss. Handgreiflich, wenn es sein muss. Also mit Zähnen und Krallen.
In der Natur ist es tatsächlich so, dass sich zwei fremde Katzen, die sich überraschend begegnen, aus dem Weg gehen können. Da Katzen mit ihren Zähnen und Krallen schlimme Verletzungen zufügen können, versuchen Katzen nicht zu kämpfen, sondern durch Starren den anderen einzuschüchtern.
Das Starren kann sich über mehrere Minuten hinziehen und ist eine echte Drohung. Je länger gestarrt wird, umso mehr Druck baut sich auf. Die Katze, die den Stress nicht länger aushält, versucht sich ganz langsam aus der Gefahrenzone zu bewegen und wird sich dann zurückziehen.
In der Wohnung können sich die Katzen nicht aus dem Weg gehen. Es gibt Wände und Türen, die den Wunsch seiner Wege zu gehen, verhindern. Deshalb sind wir Menschen dafür verantwortlich, dass die Katzen miteinander zurecht kommen. Wir sind diejenigen, die für ein nettes Kennenlernen Sorge tragen müssen, damit die Katzen später überhaupt Freunde werden können.
Also, zurück auf Los: Die neue Katze kommt von der stressigen Autofahrt ins Haus und bekommt dort erstmal keine einzige Katze zu Gesicht.
Statt dessen bekommt sie ihr eigenes Willkommenszimmer, in dem sie solange bleibt, bis sie mit dem Raum und dem Halter vertraut ist, unbefangen frisst, spielt und sich wohlfühlt.Je nachdem, wie verängstigt oder selbstbewusst die Katze ist, kann allein die Eingewöhnung auf diesem beschränkten Raum schon ziemlich lange dauern.
In der Zwischenzeit haben wir Vorbereitungen für die Zusammenführung der Katzen getroffen.
Und auch hier ist Zeit und Geduld der maßgebende Faktor. Die Katze, die am unsichersten ist, gibt an, wie schnell die Zusammenführung voranschreitet.
Handelt es sich um Katzen, die hoch sozial sind, zum Menschen viel Vertrauen haben und auch noch belohnbar sind, dann kann so eine Zusammenführung relativ schnell vonstatten gehen. Damit meine ich eine Dauer von ungefähr 3-4 Wochen.
Es kann aber auch sein, dass eine der beteiligten Katzen sehr verunsichert oder kaum belohnbar ist oder in ihrer Kindheit wenig Kontakt mit anderen Katzen hatte. Dann kann so eine Zusammenführung auch entsprechend lange dauern. Die längste Zusammenführung von der ich gehört habe, hat ein Jahr gedauert und war so erfolgreich, dass beide Katzen nachher zwar nicht zusammen im Körbchen gelegen haben, aber doch die Anwesenheit des jeweils anderen schätzten und auch zusammen spielten.
Grundsätzlich würde ich bei einem Neuzugang 2-3 Monate veranschlagen und zu schauen, ob sich in dieser Zeit das Verhalten der Katzen zueinander positiv verändert. Das Management hierfür liegt bei uns Haltern. Findet in dieser Zeit keine positive Veränderung statt oder gar eine negative, ist eine Abgabe überlegenswert.